Tasting Notes Pinot noir - Spätburgunder

Erstellt von Thomas Gaßner |

Bei der letzten Weinprobe der Weinbruderschaft zu München e.V. gab es eine Pinot noir - Spätburgunder - Degustation. Die Frage war: Wie können sich Pinot noirs aus Deutschland, Österreich und den USA neben 'echten' Burgundern aus Frankreich behaupten? Lesen Sie hier Verkostungsnotizen der Weine aus Jahrgängen zwischen 2020 und 1990.

Tasting Notes Pinot noir - Spätburgunder
aus Burgund und dem Rest der Welt


Auf der letzten Weinprobe der Weinbruderschaft München e.V. gab es interessante Gegenüberstellungen bei dem Thema 'Pinot noir - Spätburgunder aus Burgund und dem Rest der Welt'.
Es wurden insgesamt zwölf Weine in sechs Zweier-Flights probiert.

Dabei kamen mehrheitlich Burgunder, wenige deutsche und einzelne österreichische und us-amerikanische Tropfen zur Verkostung. Im Alter lagen sie zwischen 1990 und 2020.

Zuerst hatte eher der „Rest der Welt“ die Nase vorn. Gegen Ende spielte dann aber die Côte d’Or ihre Trümpfe aus.

Auftakt
So zum Beispiel stach der 2018er Spätburgunder vom Weingut Aufricht, Meersburg am Bodensee (92 P.) mit seiner Harmonie von Frucht und Säure bei mittlerem Körper, auch mit einem gewissen Spaßfaktor den etwas rustikaleren 2020er Irancy, Domaine Chalmeau Chitry (88 P.) aus dem nordwestlichen Burgund ziemlich einhellig aus.

Wagram gegen Côte de Beaune
In der nächsten Runde wusste der 2016er Exlberg vom Weingut Fritsch, Wagram aus Österreich (91 P.) mit gewisser Reife auch eher zu gefallen als der 2015er Chorey-les Beaune von der Domaine Michel Martin von der Côte de Beaune (90 P.). Beide sind sich nicht unähnlich, der Fritsch eher mit saftigeren Kirschnoten, der Chorey mehr in Richtung Sauerkirsche.

Oregon gegen Côte Chalonnaise
Dann kamen ins Glas Momtazi Vineyard Pinot Noir Williamette Valley, St. Innocent Winery aus Oregon, USA (93 P.) und  Givry 1er cru Clos du Cras Long, Domaine Danjean-Berthoux von der Côte Chalonnaise (91 P.). Beide aus dem Jahr 2012, aber aus zwei Welten !
Der Momtazi  extrovertiert, zeigt, was er kann, Tiefe, Länge, rote Frucht, tanzt förmlich im Mund. Also sehr kultiviert, kein „Ami-Muskelprotz“. Beim Givry dagegen zarte Kirschfrucht, etwas rauchig, etwas leichter, wenn man so will.

Ein reines Burgunderduo
Den 2011 Beaune 1er Cru Clos des Avaux, Hospices de Beaune (92 P.) hat sich die Weinbruderschaft zum damals 50-jährigen Jubiläum von der renommierten Domaine Doudet-Naudin ausbauen und abfüllen lassen, nachdem in der berühmten Novemberauktion in den Hospices ein Fass ersteigert werden konnte. Der 'Clos des Avaux' wird von Jahr zu Jahr besser, weil Frucht und Holz immer mehr zu Harmonie finden, ein Wein auf dem Weg zum absoluten Klassiker.
Quasi auf Augenhöhe ist der 2010 Chambolle Musigny von der Domaine Christian Clerget (92 P.); zeigt in der Nase typisches Chambolle-Parfüm und feinen Extrakt auf der Zunge.

Hohe Erwartungen
Beim 1999er Spätburgunder vom fränkischen Rotweinkönig Rudolf Fürst (ohne Bewertung) war leider ein Korkausfall zu beklagen, ansonsten wäre das ein gut gereifter, aber noch vitaler, köstlicher Tropfen gewesen. Großen Genuss bereitete dann der 2001er Corton Bressandes Grand cru der Domaine Laleure-Piot (93 P.), die früher in Pernand-Vergelesses ansässig war: Tabaknoten, etwas Schokolade, reife Kirschfrucht, grandiose Länge.

Großes Finale: 1990
Die Finalrunde gestalteten dann zwei 1990er: Corton Grand Cru Cuvée Doctor Peste, Hospices de Beaune aus einer Moillard-Abfüllung (95 P.) und Vosne-Romanée, René Engel (95 P.).
Es sind immer wieder beeindruckende Erlebnisse, auf perfekt gereifte, in diesem Fall 33 Jahre alte Weine zu treffen. Was beeindruckt, ist diese seidige, aber auch komplexe Textur, gepaart mit einer noch erstaunlichen Frische.
Aber sie unterscheiden sich auch ganz klar, der Corton zeigt mehr Körper und Wucht, der Vosne punktet mit einer Eleganz, wie man sie selbst im Burgund nur in dieser Appellation und das schon bei den Village-Weinen antrifft.
Diese zwei Ausnahmeweine aus einem Ausnahmejahrgang sorgten für einen fulminanten Schlusspunkt.

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