Loire – Natur – Weine – Geschichte

Erstellt von Dr. Karin Weber Vineasten |

Frankreichs längstes Flusstal hat viel zu bieten. Sandige Flussterrassen, schroffe Kreidefelsen, unschätzbare Kulturgüter und Schlösser, charmante Weißweine und kräftige Rotweine machen die Loire zu einer einzigartig reizvollen Kulturlandschaft.

Quelle
Die Loire entspringt im südöstlichen Teil des Zentralmassivs (Massif central) auf rund 1400 m Seehöhe im Département Ardèche. Landschaftsprägend sind charakteristische felsige Kuppen, die  erstarrten Lava-Aufwölbungen eines sehr alten - ca. acht Millionen Jahre alten - Vulkanismus. Das Gestein dieser zähen Lava ist hier eine Variante des Basalt, der Phonolith.
Noch ist die Loire klein und sie bekommt nur geringe Zuflüsse. Erst nördlich des Zentralmassivs in der Nähe der Stadt Nevers fließen dann die ähnlich großen Flüsse Loire und Allier zusammen und die Wassermenge der Loire verdoppelt sich nahezu.

Flussterrassen
Im mittleren Teil des Flusslaufs nimmt das Gefälle ab und die Loire lagert viel des mitgenommenen Gerölls aus den Bergen hier ab. Als Teil des flachen Pariser Beckens bietet sich Raum für das Flusstal und es entstanden weite Flussterrassen mit wechselnden Lehmen, Sanden, Tonen und Kieseln.

Karst
Im Untergrund liegt Kalkstein, der anfällig für Karstbildung ist. Das Loirewasser mit seinem relativ niedrigen pH-Wert hat hier über Jahrtausende Rinnen, Höhlen und Kavernen herausgelöst. Ein beträchtlicher Teil der Wassermenge versickert im Karst. Erst weiter flussabwärts erhält die Loire ihn durch unterirdische Zuflüsse und Nebenflüsse wie Loiret und Cher zurück.

Kulturerbe
Das Loiretal zwischen Orléans, Blois, Tours, Anjou und Saumur gehört seit dem Jahr 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe: der Naturraum der Flusslandschaft mit Terrassen und felsigen Hängen, die Kulturdenkmäler der Städte, Renaissance- Schlösser, Gärten und Weinberge sind einzigartig, wertvoll und schützenswert.
Zwischen Blois und Angers fließt die Loire an felsigen Kreide- und Kalkabhängen vorbei. Vor Jahrhunderten in die Kreidefelsen gehauene Gänge sind noch heute die idealen 'Weinkeller' für Ausbau und Lagerung der Weine.

Appellationen

  • Unterschiedlichste natürliche Gegebenheiten im Loiretal bieten eine Vielfalt an Rebsorten und Weinstilen. Die vier Hauptrebsorten sind Sauvignon blanc, Chenin blanc, sowie Gamay und Cabernet franc.
  • Die Weinberge wechseln sehr stark zwischen steinigen und sandigen Böden und ihren jeweiligen Hangneigungen. Die Böden sind sandig und oft aus Kreidekalken und mit Feuerstein durchsetzt.
  •  Der Klimaeinfluss des Atlantiks nimmt im Verlauf zur Mündung gegenüber der kontinentaleren Prägung im östlicheren Bereich immer mehr zu. Im kleinmaßstäbigen Hinblick lassen exponierte Felsen oder steinige Hänge ihr ganz eigenständiges Mikroklima entstehen.
  • Diese besonderen Landschaftsparameter sowie die Nähe zum Atlantik bilden die Grundlage für die typischen Loire-Weine.
  • Die Einteilung in Ursprungsbezeichnungen gründet vornehmlich auf diesen terroir-Unterschieden. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden 20 Appellations controlées anerkannt. Mittlerweile gibt es im Loiretal 31 Appellations controlées; z. B. Rosé de Loire, Sancerre, Touraine, Touraine-chenoncaux, Chinon, Savennières etc..

Geschichte

  • Erste schriftliche Quellen zum Weinbau stammen aus Tours. Ende des vierten Jahrhunderts gründete Martin von Tours, als Bischof von Tours, die Abtei Marmoutier. Sie liegt gegenüber von Tours am Fluss. Zur Ausstattung dieser Abtei gehörten Weinberge.
  • Aus dem achten Jahrhundert sind Weinberge bei Vouvray bekannt. Die Benediktinerabtei von Bourgueil an der Loire bei Saumur wird im elften Jahrhundert für ihre Weine gelobt.
  • Aber es waren nicht nur lokale, kleinmaßstäbige Weingärten: Unter Henri Plantagenet, Herzog von Anjou, wurden im 12. Jahrhundert Weine sogar nach Britannien verschifft.
  • Später, als in der Renaissance zahlreiche Schlösser und Landsitze gebaut wurden, entstanden gleichzeitig neue Rebanlagen. Viele Adlige wollten in der Nähe zum Königsschloss Chambord eine eigene Residenz besitzen, die angemessen ausgestattet sein sollte. Die Weine der Loire wurden bekannt und erlebten einen Aufschwung: der berühmte Schriftsteller und Mediziner François Rabelais schwärmte vom Wein aus Chinon und erwähnte dabei die Rebsorte Breton = Cabernet franc.
  • Im 17. Jahrhundert führten holländische Händler weitere Rebsorten ein, wie die Chenin blanc. Es wurden nun auch Süßweine und Destillate hergestellt und exportiert.
  • 1709 – mitten in der 'kleinen Eiszeit' - zerstörte starker Frost einen Teil der Reben. Die Rebsorte Melon de Bourgogne schien frostresistenter zu sein und wurde als Ersatz gepflanzt.
  • Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Sektherstellung: Erste Sektkellereien gab es in Saumur und wurden überregional tätig.
  • Die Reblauskrise erreichte das Loiretal 1883 und vernichtete großflächig die Weinberge. Bei der anschließenden Restrukturierung wurden nun neben den Weißweinreben Sauvignon und Chenin blanc vermehrt Rotweinreben gepflanzt: Gamay, Grolleau und die Cabernet-Varianten.
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