Gemischter Satz in aller Munde

Erstellt von Dr. Karin Weber |

Gemischter Satz - was ist das überhaupt? Woher kommt's ? Wie schmeckt's ? Wie geht's weiter ?

Gemischter Satz  - was ist das überhaupt ?
In manchen Weinbergen stehen Reben verschiedener Sorten: in Deutschland und Österreich sind es meist Weißweinrebsorten, die gemischt angepflanzt wurden, selten sind Rotweinreben dabei.
Im Herbst werden diese Trauben dann gemeinsam gelesen, zu Traubenmost gekeltert, vergoren und zu Wein gemacht. Die Rebsortenmischung entsteht also im Weinberg und nicht wie bei einer Cuvée im Weinkeller nach dem Geschmack des Winzers.

Woher kommt's ?
Bis ins 19. Jahrhundert war dieses System des gemischten Satzes weit verbreitet. So pflanzte man frühreife und spätblühende, aromenstarke und wenig ausdruckstarke, aber vieltragende Reben zusammen. Denn durch die Sortenvielfalt konnten Ernteausfälle durch Spätfröste oder mangelnde Reife mancher Trauben ausgeglichen werden. Die Reben sind weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Außerdem sollte so für möglichst viel Masse sowie ausgeprägten Geschmack gesorgt sein. Für den Weinbauern war dies ein wichtiges Mittel zur Risikominimierung.
Die Technisierung der Landwirtschaft und die Einführung sortenreiner Klone nach der Reblausepidemie führten zum Ende dieser Rebberge.

Wie schmeckt's ?
Heute ist der 'Gemischte Satz' wieder beliebt, da er naturgemäß sehr individuell und trotzdem regionaltypisch ist. Gemeinsam ist allen seinen Ausprägungen eine gewisse, angenehme Vielschichtigkeit in der Aromatik verglichen mit reinsortigen Weinen. So sind die Wiener und niederösterreichischen gemischten Sätze vorrangig von Grünem Veltliner geprägt, fränkische von Silvaner usw. Je mehr Rebsorten in einem Weinberg vereint sind, desto interessanter ist das Geschmacksbild dieser Weine.

Wie geht’s weiter ?
Die italienische slowfood Vereinigung sieht den gemischten Satz, der ursprünglich in Europa weit verbreitet war, als schutzwürdig an und setzt sich für den Erhalt dieser und anderer traditioneller Herstellmethoden ein. Gerade die Widerstandskraft gegen Krankheiten und Schädlinge macht den Mischsatz für den ökologischen Weinbau interessant.
Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft hat sich Österreich den Begriff 'Gemischter Satz' für österreichischen Wein gesichert. Folglich findet sich die Bezeichnung 'Gemischter Satz' nur auf Etiketten aus Österreich, obwohl es diese Weinherstellung auch in anderen Ländern der EU gibt. So ist wenig bekannt, dass die Portweine und die trockenen Weine aus dem portugiesischen Douro-Tal aus gemischtem Satz entstehen.

'Gemischter Satz' - extrem
Der 'Alte Satz' vom Weingut Johannes Zang im fränkischen Sommerach ist ein ganz besonderer 'Gemischter Satz'. Der heute einzeln gelegene Weinberg in der Lage "Rimbacher Landsknecht" wurde 1835 angelegt: seine Reben sind bis zu 190 Jahre alt.
Damals wurden 35 verschiedene wurzelechte Rebsorten im gemischten Satz gepflanzt. Mehr als die Hälfte sind heute selbst von Experten nicht mehr bestimmbar. Identifiziert wurden roter, grüner und gelber Silvaner, Riesling, roter und weißer Traminer, roter und weißer Gutedel, gelber Muskateller, Weißburgunder, Aligote, Elbling, Heunisch, und Blauburgunder.
Vielleicht aufgrund der damals schon isolierten Lage blieb dieser Weinberg von der Reblausepidemie Mitte des 19. Jahrhunderts verschont.
Heute machen die trockenen Sommer den Reben nichts aus, deren Wurzeln zehn Meter tief reichen, und jedes Jahr entsteht wieder ein einzigartiger Wein aus diesem besonderen 'gemischten Satz'.

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