Carnuntum in Niederösterreich

Erstellt von Dr. Karin Weber |

Von der Römerstadt des Marc Aurel zu den Weinbergen von Birgit Wiederstein

Östlich von Wien und im Norden des Neusiedler Sees liegt das Weinbaugebiet Carnuntum. Weinbau hat hier schon alte Wurzeln, die zumindest bis in die Römerzeit zurück reichen. Nur 900 ha umfasst das heutige Weinbaugebiet, das seine Berechtigung in seinen charakteristischen Weine findet.

Das römische Carnuntum

Carnuntum beim heutigen Ort Petronell war ein wichtiges römisches Legionslager mit einem großen Donauhafen. Entstanden aus einem provisorischen Lager zu Beginn des 1. Jahrhunderts, entwickelte sich anschließend ein Militärstützpunkt mit einer Zivilsiedlung. Im 2. Jahrhundert n. Chr. führte Kaiser Marc Aurel von hier aus seine Feldzüge gegen die Markomannen nördlich der Donau. Es fungierte außerdem als Verwaltungsmittelpunkt der römischen Provinz Pannonien. Zeitweise wohnten hier etwa 50.000 Menschen. Große Bedeutung erfuhr Carnuntum im Jahr 308 b. Chr. als die Tetrarchen hier ihre Kaisekonferenz abhielten – zu dieser Zeit verteilte sich die römische Regierungsgewalt auf vier Herrscher.

Auf den ausgegrabenen römischen Grundmauern wurden Gebäude nach wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruiert. Thermen, Werkstätten und Wohnhäuser erhielten eine komplette Inneneinrichtung: so wirkt alles sehr authentisch.

Forschungen der letzten Jahre entdeckten in Carnuntum eine Gladiatorenschule. Die in Radarbildern erfassten Baustrukturen zeigen neben einer Trainingsarena und den Zuschauertribünen weitere Gebäude unter anderem mit einer beheizten Trainingshalle und Bädern. Der Wohntrakt bot Platz für etwa 40 bis 60 Gladiatoren.

Das Weinbaugebiet Carnuntum

Benannt nach der einstigen Römerstadt ist dieses Weinbaugebiet in Österreich einzigartig. Das pannonische, warm-trockene Klima bietet beste Voraussetzungen für die Reben. Der breite Donaufluss wirkt zusätzlich klimaausgleichend.
Die meisten Weinberge liegen in den Flußterrassen von Donau und Leitha und an den sanften Hügeln. Hier herrschen leichte, kalkhaltige Mergel und Kiesel vor.
Eine Besonderheit ist der Spitzerberg bei Prellenkirchen, ein Ausläufer der Kleinen Karpaten. Schiefergestein und relativ steile Hänge prägen diese Rebberge.

Donauland

Lange wurde Carnuntum mit anderen Weinbaugebieten unter der Bezeichnung Donauland zusammengefasst. Doch erst 1993 kommt es im österreichischen Weingesetz zur Nennung als eigenständiges Herkunftsgebiet. Die hier erzeugten Weinqualitäten geben ihm Recht.
Hugh Johnson bezeichnet Carnuntum als „dynamisch“ und stellt besonders die guten Rotweine heraus: Blaufränkisch und Zweigelt.

Göttlesbrunn und Birgit Wiederstein

Berühmtester Weinort Carnuntums ist Göttlesbrunn. Der seit dem 11. Jahrhundert bestehende Ort wird 1673 im Unterösterreichischen Land-Kompaß von Stephan Sirsey als Weinbaugemeinde genannt. Über Jahrhunderte ist hier der Weinbau die vorherrschende Wirtschaftsform.

Bereits die Großmutter von Birgit Wiederstein war Winzerin in Göttlesbrunn. Sie hat ihr nicht nur die Liebe zu den Reben vererbt, sondern auch einen von ihr gepflanzten Zweigelt-Weinberg. Aus diesen, heute alten Reben zaubert Birgit Wiederstein einen dichten Rotwein benannt nach der antiken griechischen Göttin Rhea, der Erdenmutter.

Die Weinkunst der Winzerin Birgit Wiederstein besteht aus größter Aufmerksamkeit und viel Arbeit. Jede Rebsorte wird bei ihr auf ihre eigene Art und Weise betreut und die Weine zeigen dies in ihrer Einzigartigkeit.  Biologische Bearbeitung, äußerste Sorgfalt und Hingabe bestimmen alle Arbeiten im Weinberg sowie im Weinkeller. So werden die Trauben handgelesen und fußgestampft. Spontan-Vergärung ist selbstverständlich. Die Weine danken es mit großer Eleganz und unaufdringlicher Kraft.
Hugh Johnson nennt sie einen der besten Erzeuger im Carnuntum-Gebiet.

 

 

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