Merano WineFestival 2015

Erstellt von Thomas Gassner |

Schon zum 24. Mal fand vom 5.-10. November im Kurhaus Meran und in einigen weiteren Räumen in der ehrwürdigen Bäderstadt Meran das MeranoWineFestival statt.

Hier trifft sich nun schon seit fast einem Vierteljahrhundert die Winzerelite Italiens und eine interessante Auswahl von Weinproduzenten aus aller Welt um einem weinaffinen Publikum – vorwiegend aus Italien - ausgewählte Weine zu präsentieren. 2015 nahmen mehr als 350 italienische Produzenten und über 100 aus anderen Ländern teil. Ergänzt wird diese riesige Weinprobe noch von über 200 Erzeugern feinster kulinarischer Produkte aus ganz Italien – vom Olivenöl bis zum Parmesan, vom Culatello bis zum Trüffel. Der „Wine-Hunter“ Helmut Köcher hat das Festival gegründet, erfunden und über die Jahre stark weiterentwickelt. Neben der Vergabe des MeranoWineAward und dem Preis der Culinaria Selection finden hochkarätige Kochevents mit Spitzenköchen statt, zahlreiche Themenverkostungen, Tagungen und Seminare bieten ein kaum zu bewältigendes Programm. Auch das immer wichtigere Thema Bio-Wein ist seit Jahren hier etabliert und die Sektion bio&dynamica ist sehr präsent.
Das Festival ist keine Fachmesse, sondern eine Publikumsveranstaltung, allerdings mit einem Eintrittspreis, der von vornherein ein wirklich interessiertes Publikum garantiert. Trotzdem ist das Festival immer richtig voll und die Stimmung entsprechend kommunikativ und quirlig.
Nach dem Merano Wine Forum am Donnerstag 5. November im Hotel Therme Meran begann das Festival am Freitag mit der bio&dynamica im Kurhaus. Am Samstag war dann der erste große Tag des Festivals mit allen Ausstellern und im Pavillon des Fleurs einem Highlight: Das Stelldichein der Union des Grands Crus de Bordeaux. Buchpräsentationen, eine „Ginissimo“ und Blindverkostungen der Winzerinnen aus Südtirol und dem Trentino waren die Schmankerl aussenherum.

Immer wieder besonders: Am Montag die Verkostung gereifter Weine, an der sich die meisten Weingüter des Festivals beteiligen. Hier zeigt sich immer die echte Stärke großer Weine. Aber: Nicht immer klappts mit dem Einlagern. Drei Beispiele:
1969 Il Poggio Chianti Classico Riserva von Monsanto war noch am Leben, mehr aber nicht. Prächtig dagegen der 1982er Lisini Brunello Reserva. Wer hat davon noch was im Keller? Bitte melden!
Die ideale Reife sicher überschritten haben dürfte der 1994 Chardonnay Formigar von Schreckbichl aus Südtirol

Das Finish des Festivals war dann am Dienstag der Catwalk Champagne im Kurhaus, eine Neuheit in diesem Jahr.

Was boten die einzelnen Veranstaltungen?

Die speziellen geführten Charity-Degustationen des Festivals am 7. und 8. November, deren Erlöse übrigens an die Gruppo Missionario di Merano gespendet werden, berührten zahlreiche Regionen, wie z. B.: Chardonnay und Sauvignon von der Cantina Terlan, Barolo und Barbaresco von Beppe Caviola, Brunello von Giulio Salvioni, Amarone della Valpolicella, Spumante aus dem Trentino, Weißweine Burgund gegen Österreich (Chardonnay vs. Grüner Veltliner!), Focus auf Saint-Emilion oder 30 Jahre Bricco dell'Uccellone von Giacomo Bologna, um nur einige der interessantesten zu nennen.

Internationale Entdeckungen

Wer sich auf dem Festival auf wirklich Neues einlassen will, ist bei Wine International richtig. Alleine aus Rumänien kamen 2015 zehn Weingüter  nach Meran. Besonders beeindruckt hat uns hier das einzige Adelsweingut Rumäniens Prince Stirbey. Es wird von einem Tiroler, Baron Kripp, geleitet, dessen Gemahlin die Ur-Enkelin des für die Geschichte Rumäniens bedeutenden Fürsten Stirbey ist. Die Familie hat den Besitz am Südrand des Karpatenbogens in den 1990er Jahren restituiert bekommen und hat seither eines der qualitativ führenden Weingüter Rumäniens aufgebaut. Anders als die meisten anderen auf dem Festival verteretenen rumänischen Erzeuger konzentriert sich Baron Kripp allerdings auf die autochthonen Rebsorten des Landes, wie den aromatischen Negru de Dragasani.

Echte Exoten des Festivals kamen aus Japan, Georgien, der Krim und Armenien. Österreich und  Deutschland waren nur sehr rudimentär verteten, das ist leider eine der Schwächen in Meran, denn gerade diese Nachbarländer sollten auch prominent verteten sein und nicht mit eher unbekannten Erzeugern. Hier passen der Eliteanspruch des Festivals und die Realität leider gar nicht zusammen.

von Andreas Otto Weber

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